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In
Demokratien ist die Kultur vermutlich einer der letzten
Bereiche, der herrschaftliche Strukturen - in denen
wenige wissen, was für viele gut ist - nie aufgegeben
hat. Und das wird sich auch nicht ändern, die Kultur ist
fest in fachlich kompetenter Hand. Nicht, dass es im
Kulturbetrieb (hier ist die bildende Kunst gemeint)
willkürlich zugehen würde dafür gibt es zu viel
Wettbewerb unter den Akteuren, aber es ist letztendlich
doch ein Netzwerk voller Abhängigkeiten, in dem man sich
respektiert, auch wenn man (oder vielleicht gerade
deshalb) in verschiedenen Ligen spielt - wie die
Karrieren, die in Kunstvereinen beginnen und in Museen
und Professuren enden, belegen. Auch die Fürsten hatten neben ihren Schlössern, Gärten und Untertanen Fachleute für die Kunst. Es verwundert nicht, dass der moderne, im Wesentlichen repräsentationsarme weil vorrangig verwaltende Staat überkommene Strukturen übernimmt, um auch nach außen hin attraktiv zu sein. Das zu viele Geld der Scheichs und Oligarchen im Westen Mäzene genannt gestattet es, mithilfe der Kunst ein im sozialen Sinne alt hergebrachtes kulturelles Antlitz mit dem Anspruch auf Kulturhoheit aufrechtzuerhalten. Erstaunlich ist, dass trotz des unbestrittenen Wettbewerbs der Kunstakteure so viele zu denselben Ergebnissen kommen. Die Namen wiederholen sich, weil auf dem Weg nach Aufmerksamkeit sich alle Beteiligten an den gleichen Listen von Anerkennungen orientieren, um selbst eine solche zu bekommen oder zu behalten. Egal, ob man Kunst präsentiert, bewertet, darüber berichtet oder sie erwirbt, die Synergieeffekte, in denen man voneinander profitiert, bündeln sich. Das Ergebnis ist eine durchaus sachlich begründete und hierarchisch geordnete, gleichzeitig aber auch isolierte Kennerschaft. Sie filtert das künstlerische Angebot, wobei - in einer auf Personen bezogenen Gesellschaft - die Kultur nicht selten auf einen Kult reduziert wird, um diesen anschließend medial zu multiplizieren. Es ist schade, dass trotz der Fülle der Institutionen viel Kreativität verschwiegen werden muss, damit stets Wenige eine Aufmerksamkeit haben. |
In den
Jahren 1981-84 habe ich in vier verschiedenen Orten (und
Ländern) eine Arbeit realisiert, in der nacheinander die
unterschiedlichsten Orte und Zeiten miteinander
verknüpft wurden. So beginnt ein 1984 geschriebener Text (im Anhang nachlesbar) über eine künstlerische Arbeit, die das Verhältnis von Gegenwart und Vergangenheit thematisiert, darüber hinaus aber die soziologische Frage nach dem Ort der Kunst und ihrem Publikum stellt. Im Text heißt es an anderer Stelle: Mein erster praktischer Schritt war, Personen zu finden ... Diese Personen ... gaben einer künstlerischen Arbeit ... nicht nur eine äußere Gestalt, sondern auch einen inneren Bezug: Sie, die Bewohner, waren ebenso der Gegenstand der Arbeit, sozusagen, das Thema, wie auch das Publikum! Es gab eine Identität, in der das Interesse von Dritten nicht vorhanden war, eine Identität, die im Gegensatz steht zu jenen autonomen Atelierarbeiten, deren Problem es ist, sich unter den oft zweifelhaften Umständen unterschiedlichster Kunstinteressen ein Publikum suchen zu müssen, d. h. unter mehr oder weniger glücklichen Umständen öffentlich, meistens aber gar nicht zugänglich zu sein. Meiner Arbeit ging es nicht um viel Publikum, sondern um die Idee von Publikum ... Nicht die anonyme Menge zählte, sondern die Zugehörigkeit. Aus diesem Grunde ging ich im Konzept der Arbeit von zwei Personen aus und überließ es ihnen, Freunde und Bekannte einzuladen, um die Arbeit durch die eigenen kommunikativen Bedürfnisse auszudehnen oder auch nicht. Die Arbeit LEBEN lässt sich nicht abbilden. Dazu müssten alle beteiligten Personen in ihren damaligen Lebensräumen und in der inzwischen vergangenen Zeit unverändert geblieben sein. Lediglich über die Bild- und Textbücher lässt sich im Nachhinein ein Eindruck von der Arbeit vermitteln, wobei anstelle der Farbbücher die ortsgebundenen Farben als die Außenseiten eines Triptychons fungieren. |