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Die Kosmos-Arbeiten haben
eine Farb-Wahrnehmungsstruktur, die
naturalistisch anmutet, weil das Hervortreten und
Verschwinden von Farbigkeit - Dämmerungen
vergleichbar - berücksichtigt wird.
Seit den Dialoge-III betitelten Arbeiten werden
bunte und unbunte Farbebenen zu sogenannten
Substanzen geschichtet. Wie kommen die Farben (und
auch das Wasser) aufs Papier? Sie werden von Hand
aufgetragen, gestrichen, vielleicht gemalt. Es
ist eine Situation, die nicht der Abstraktion nach
der Erfahrung von Gegenständlichkeit entspricht
- sondern eher einer (körperlich gebundenen) urtümlichen
davor. Die Situation lässt sich als eine
Balance zwischen bereits Geste und noch nicht
Form beschreiben, wobei mit Geste ein Tun und mit
Form ein Ergebnis gemeint ist. Man könnte diese
Balance auch als eine zwischen Werden und Sein
bezeichnen.Alle
am Kunstleben Beteiligten sind unter anderem
abhängig von öffentlicher Aufmerksamkeit, was
für die Künstler, die Händler, die Kritiker,
die Sammler, die Aussteller gleichermaßen gilt;
die Liebhaber von Kunst lassen wir einmal außen
vor. Sie alle unterliegen einem Wettbewerb, den z.
B. der Künstler mit Künstlern und der
Aussteller mit Ausstellern austragen. Doch
zwischen diesen verschiedenen Wettbewerben gibt
es eine klare Trennlinie - der Künstler als
Produzent von Kunst auf der einen Seite und alle
übrigen auf der anderen als jene, die im
erweiterten Sinne mit Aussagen über Kunst
beschäftigt sind.
Diese Trennlinie ist gleichzeitig auch die von
Kunst und Kultur, denn eine künstlerische Arbeit
ist einem künstlerischen Kontext verpflichtet
und zuerst einmal keine kulturelle
Angelegenheit, aber ihre Präsentation ist es auf
jeden Fall. So muss oder sollte, das wäre das
Ideal, der an Kunst Interessierte über den
kulturellen Umstand zum künstlerischen Zustand
zurückfinden können. Was sonst sollte man unter
Rezeption verstehen?
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Die Dynamik zwischen der Produktion
und der Präsentation von Kunst hat sich in den
letzten Jahren, Jahrzehnten mehr oder weniger
aufgelöst durch eine Form der Zusammenarbeit,
die vor allem in der Installation ihren Ausdruck
findet. Die Allianz zwischen Herstellern und
Ausstellern ist eigentlich selbstverständlich,
denn selbst das autonomste Werk braucht einen
Erlebnis-Raum. Die sogenannte Installation hat
jedoch eine bedenkliche Entwicklung genommen,
weil innerhalb der Kooperationen der
künstlerische Anteil durch einen thematischen
bzw. anekdotischen Verweis ersetzt wird. Dies hat
den Dilettanten Tür und Tor geöffnet, und so
ist die Installation vor allem das Terrain der
Alleskönner geworden. Da wird nicht nur gemalt
und gezeichnet, sondern auch geformt und montiert,
fotografiert und gefilmt, getanzt und gesungen,
gestrickt und genäht, geschrieben und gesprochen
- nicht selten von allem etwas.
Was mit der Objektkunst als andere Form der
Skulptur begann und in der raumbezogenen Kunst (als
eine Neubewertung im Verhältnis von Raum und
Gegenstand) eine Fortsetzung fand, hat sich in
der Installation vor allem durch den Hinweis auf
etwas außerhalb von Kunst reduziert - auf etwas,
das in der Regel allen bekannt ist bzw. von allen
nachvollzogen werden kann. Nun muss man
einräumen, dass sich an alle Werke Geschichten
anhängen und angehängt haben, weil wir sie
ständig parat haben, aber es ist ein Unterschied,
ob ein kulturelles Erlebnis einen künstlerischen
Kern hat oder ob dieser durch ein inhaltliches
Argument ersetzt wird.
Aber was ist ein künstlerischer Kern? Da gibt es
viele Antworten und eine könnte lauten: Es ist
jene Gleichzeitigkeit, die neben der materialen
Sichtbarkeit eines Werks auch dem Immateriellen,
Sprachlosen, Metaphysischen (wie immer man es
nennen mag) versucht, eine Chance zu geben.
Selten genug gelingt dies, und obendrein erfährt
dies jeder anders. |
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Die Kunst ist paradox,
weil sie das Sprachlose zur Sprache, in diesem
Falle das Bildlose zum Bildhaften, bringen will.
Vielleicht ist sie auch nichts anderes als der
Versuch, das Sichtbare in einen größeren
allgemeinen Zusammenhang zu stellen, in welchem
es sich als etwas Besonderes erweist. Dieser
doppelte Versuch wird vor allem in der
Installation häufig umgangen und durch einen
gedanklichen Kurzschluss, einen Einfall, ersetzt.
So genügen, um Arbeiten zu thematisieren, aus
Sicht der Künstler sehr oft die eigenen
Biografien oder Lebensumstände; wie häufig
begegnet man den notorischen Selbstdarstellern.
Aus Sicht der Aussteller sind es eben so oft die
räumlichen bzw. architektonischen Situationen
oder thematischen Vorgaben. Dabei sind die
Ansätze einer künstlerisch-kulturellen
Zusammenarbeit durchaus richtig, der Künstler
hat nun einmal seine - hoffentlich auch
künstlerische - Biografie und der Aussteller den
Raum, aber man muss doch nicht beides auf die
simpelste Art beim Wort nehmen, indem es zwar zu
einem kulturellen Ereignis - jedoch mit
künstlerischem Leerlauf - kommt.
Ohne Zweifel gelingt der Installation in der
Verschmelzung von Produktion und Präsentation
auch immer wieder etwas Besonderes: es ist das
Einmalige, was zustande kommen kann, und hier
liegt dann auch der Reiz für die Aussteller,
ihre Häuser "bespielen" zu können.
Die Kehrseite trifft allerdings die Künstler,
sie werden zu Schaustellern, sie bauen auf und
bauen ab, der Jahrmark mit seinem
Unterhaltungswert ist unverkennbar. Dabei wäre
gerade die Installation als eine besondere Form
der Zusammenarbeit von Kunst und Kultur eine
interessante Herausforderung, gäbe es nicht den
Anpassungskünstler, für dessen Einfälle sich
leider immer wieder ein Interpret findet.
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